„Von Aramäisch bis Zulu“, das passt genau in die bundesweite Aktion der Interkulturellen Woche, die in diesem Jahr und in dieser Woche unter dem Motto „Dafür! – Vielfalt, Begegnung, Chancen“ startete. Das Ziel: Sich für interkulturelles Verständnis, Respekt und ein wertschätzendes Miteinander einzusetzen. Dafür fängt man am besten bei den Kindern an. Die Grundschule im Einrich unter der Leitung von Julian Färber und Konrektorin Claudia Wiederstein waren von der Idee der Verantwortlichen des Hauses der Familie in Katzenelnbogen sofort begeistert.
Die Idee, einen Vorlesevormittag für Grundschulkinder anzubieten, hatten Manja Al Refai und Annkristin Fangmann vom Haus der Familie in Katzenelnbogen. Es sollte weniger etwas Unterhaltsames den Kindern vorgelesen werden, sondern ein Buch, das den Gedanken an interkulturelles Verständnis, Respekt und ein wertschätzendes Miteinander weckt. Sie fanden das Buch von Philipp Winterberg, dessen Text seit seiner Erscheinung in über 200 verschiedenen Sprachen und Dialekten erschienen ist.
Alle 16 Klassen der Grundschule im Einrich kamen im Laufe der Woche von Montag bis Donnerstag in den Genuss, das Buch vorgelesen zu bekommen. In der Grundschule werden neben den deutschen Schülern Kinder unterrichtet, die rund 30 verschiedene Sprachen sprechen. Es entstand die Idee, die Eltern dieser Kinder anzusprechen und darum zu bitten, dass sie das Buch jeweils in ihrer Landessprache vorlesen. Es fanden sich Vorleser in Urdu, der Landessprache Pakistans, in Hindi, der Landessprache Indiens, polnisch-, ukrainisch-, serbisch-, arabisch- und englischsprechende Eltern. Jeweils Kinder von zwei Klassen in zwei Durchgängen – die Schuljahre sind immer vierzügig - nahmen im Gemeinschaftsraum Platz und lauschten der Geschichte des Mädchens Tamia - die sie nicht verstanden -. Ein Gezappel war nicht zu beobachten. Sie hörten zu, schienen teilweise von den fremdländischen Sprachen fasziniert. Die Mitarbeiterin unserer Zeitung begleitete den Besuch der Klassen 2 c, Klassenlehrerin Carolin Delaye, und Bernadette Neuroth, Klasse 2 d. Nach der Lesung in den verschiedenen Sprachen erteilten die Lehrerinnen den Kindern das Wort, das sie an ihre Klassenkameraden dann jeweils weitergeben durften. „Ich stelle mir gerade vor, ich komme in ein Land, wo es die deutsche Sprache nicht gibt“, oder: „Es muss doch noch mehr Liebe geben zwischen den Menschen und weniger Ausgrenzung“. Für Kinder in der zweiten Klasse erstaunliche Statements. Danach durften sich die Kinder frühstücken, sich an einem bunten Buffett bedienen. Bunte Fähnchen kennzeichneten die verschiedenen Speisen. Auch hier sollte die Verschiedenartigkeit hervorgehoben werden.
Gut gestärkt suchten sie dann wieder ihren Klassenraum auf. Hier lasen die Klassenlehrer nun das Buch in deutscher Sprache vor. Ganz zauberhaft illustriert hat es Nadja Wichmann. Die Kinder freuten sich über die magischen Kreaturen des Buches und die drolligen Figuren. Es heißt: „Bin ich klein?“ Tamia ist sich nicht sicher und zieht fragend und staunend durch eine kunterbunte Wunderwelt. Sie begegnet Regenbogensammlern und Herzchenfängern, zeigt, wie Realitäten unterschiedlich wahrgenommen werden, wie alles relativ ist und entdeckt schließlich die überraschende Antwort, dass sie selbst genau richtig ist.
Uschi Weidner


